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Freitag, 25. April 2008

Natascha Kampusch in NEWS: "Meine Enttäuschung über die Behörden ist noch gesteigert worden."

Natascha Kampusch nimmt im NEWS-Interview erstmals zu den neuen Gerüchten in ihrem Fall Stellung.

In einem Interview in der neuen Ausgabe des Nachrichtenmagazins NEWS nimmt Natascha Kampusch erstmals zu den rund um ihren Fall jüngst aufgetauchten Gerüchten Stellung. Im Zuge der Aufarbeitung der Ermittlungen durch den U-Ausschuss im Parlament waren bisher geheime Details aus den Akten an die Öffentlichkeit gekommen. Schon ihr bisheriges Vertrauen in die Arbeit der Behörden, so Natascha in NEWS, sei "ohnedies nicht mehr groß gewesen." Aber:
"Dass die Enttäuschung noch gesteigert werden kann, habe ich wirklich nicht erwartet." Dazu, dass sie selbst seinerzeit "lückenlose Aufklärung" über ihren Fall verlangt hatte, meint Kampusch: "Das war keinesfalls als Aufforderung an Hobbykriminalisten in den Medien zu verstehen, auf illegalem Weg beschafftes Material spekulativ zu interpretieren."

Über mögliche Pläne, Österreich zu verlassen sagt sie in NEWS:
"Ich lebe sehr gern in Wien, aber es wird mir derzeit nicht leicht gemacht."

Zu den Storys, die ihren Peiniger nun zum totalen Monster stempeln, sagt Kampusch in NEWS-Interview abschließend: "Wem sollte das nützen? Es bestehen ja keine Zweifel an seiner Täterschaft und er hat sich ja auch selbst gerichtet…"

Freitag, 18. April 2008

Der Papst in den USA

Der katholische Journalist und USA-Spezialist Ferdinand Oertel berichtetet von einer multikulturellen, sich verjüngenden Kirche. Bischöfe wie Laien erwarteten nach der Krise durch den Pädophilieskandal ein neues Pfingsten.

In einem Interview mit Radio Vatikan:
Zunächst einmal muss man wirklich sagen, dass die amerikanischen Katholiken, je näher der Besuch rückt, umso verrückter spielen und regelrecht dem Papst entgegenfiebern. Sein Bild hat sich gewandelt. Er ist früher stark abgestempelt gewesen als der ,Watch-dog' des Vatikans, des Uffiziums, und auch als ein ausschliesslich theologischer Kirchenmann. Das Bild hat sich sehr stark geändert und zwar vorwiegend durch die beiden Enzykliken. Er ist jetzt der Botschafter der Liebe und der Hoffnung. Sowohl die Bischöfe, als auch die Katholiken erwarten von ihm geistige Inspiration – man hat sogar gesagt ,ein neues Pfingsten für die katholische Kirche' - nach diesem doch sehr schwerwiegendem Pädophilieskandal, der die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche in Amerika sehr herabgesetzt hat."

Gut ein Fünftel der Amerikaner ist katholisch. Wie muss man sich das kirchliche Leben in den Vereinigten Staaten vorstellen? Wo liegen die Schwerpunkte, welche Organisationen gibt es, die repräsentativ sein könnten für die Stimmung unter den Katholiken?
„Es ist auch in den amerikanischen Medien schon darauf hingewiesen worden, dass dieser Papst eine ganz andere katholische Kirche kennenlernt als noch Johannes Paul II. auf seinen vielen Amerikareisen. Das liegt jetzt auch schon fast 15-20 Jahre zurück. Die katholische Kirche in Amerika ist viel multikultureller geworden. Ein Universitätsprofessor sagte jüngst, Benedikt wird diejenige Kirche der Weltkirche antreffen, die am stärksten durch verschiedene nationale Traditionen geprägt wird. Er hat auch in seiner Video-Botschaft schon teilweise spanisch gesprochen. Diese große Anzahl spanischer Zuwanderer verändert auch das katholische Leben in den Gemeinden sehr stark. Die Volksfrömmigkeit der spanisch geprägten Katholiken ist etwas anders, als die derjenigen, der sonst europäisch geprägten, aus Italien oder aus Polen. Das bringt in den Gemeinden, wie Kardinal Georges gesagt hat, eine neue vielfältige Vitalität.

Sie haben das Problem des sexuellen Missbrauchs, des Pädophilieskandals angesprochen. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone betonte jetzt im Vorfeld der Reise, Papst Benedikt wird über diese Problematik sprechen. Nun ist es zwar eine große Erwartung in den USA, das dieses Thema angesprochen wird, aber ist es nicht das einzige Problem oder die einzige Schwierigkeit der Katholiken in den USA. In welcher Situation befindet sich diese Kirche derzeit? Welche sind die Themen, die sie wirklich interessieren?
„Das Hauptproblem ist zwar noch nicht so stark wie hier in den westeuropäischen Kirchen, aber ist auch schon in Amerika ausgeprägt: ein großer Priestermangel, der immer größer wird, auch unter den Ordenspriestern. Er prägt das katholische Leben auch deshalb besonders, weil gerade die Orden in dem weitverbreiteten katholischen Schulwesen und Gesundheitswesen, die katholischen Hospitäler, sehr viel geleistet haben, jetzt aber schon weitgehend durch immer mehr Laien ersetzt werden, die in den kirchlichen Dienst eintreten. Es ist gerade statistisch herausgekommen, dass die Zahl, der im kirchlichen Dienst aktiven Laien mit 30.000 inzwischen schon die Zahl der aktiven Priester übersteigt.
Das ist der eine Punkt: Priestermangel und Laienaktivität. Der andere ist, dass auch die Bischofskonferenz stark verjüngt ist. In den meisten größeren Städten sind in den letzten Jahren neue Bischöfe ernannt worden und die drängen darauf hin, dass der Episkopat doch mit einer Stimme spricht und nicht, wie das in der Vergangenheit häufig war, als es die starken Auseinandersetzungen zwischen Konservativen und Progressiven gab, mit unterschiedlichen Stimmen auch in der Öffentlichkeit gegeneinander standen.